Nach den vergangenen heißen und auch fischereilich sehr ernüchternden Tagen stand endlich wahres "Trout Stalking" auf dem Programm. Gebucht hatten wir für unseren vorletzten Tag die traditionelle Strecke der Deutschen Traun. So stand uns ein Tag Flussfischerei bevor, den wir freudig erwarteten. Wir wechselten die schweren Hechtruten gegen die leichten Forellenruten aus und verspürten sogleich eine ungeahnte Leichtigkeit beim Werfen.
Alex hatte für die Traun seine selbst gebaute Helios in Schnurklasse #6 dabei, ich fischte eine #5er Helios mit der RC3 L von Vosseler, die mir noch zum Verhängnis werden sollte... Aber dazu später mehr. Wie auch in den vergangenen Tagen waren wir bereits mit dem ersten Licht am Wasser. Der Morgen war mit 16 C. äußerst warm begleitet von immenser Luftfeuchtigkeit, welche vereinzelt kleinste Fliegen zum schlüpfen animierte. Kurz nachdem wir an den Ufern der Traun angekommen waren, begann es zu nieseln. Der Wetterbericht versprach für diesen Tag mäßige bis heftige Regenschauer und einen Temperatursturz von 16 Grad in der Früh auf 8 Grad am Vormittag. Der Regen erschwerte die Einsicht ins Gewässer ungemein und so beschlossen wir, uns für die erste Zeit zu trennen und die Spot's alleine abzufischen.
Mit dem Ziel, der großen Steinblöcke auf der anderen Uferseite vor Augen, knüpfte ich eine graue Steinfliege an und begann zu fischen. Als das Nieseln bereits in einen handfesten Regen übergegangen war und ich nicht einen Zupfer zu verbuchen hatte, fing ich an, mir Gedanken zu machen. Ich legte die Rute zur Seite, nahm meinen Kescher und zog ihm die rote Strumpfhose mit den zugeknoteten Beinen an. Den etwas modifizierten Kescher hielt ich für einige Minuten in die Strömung. Als meine Neven bereits die drohende Unterkühlung in meinem Kopf meldeten, hob ich den Strumpfhosen-Kescher vorsichtig aus dem Wasser. Zum Vorschein kamen einige kleine braune Nymphen mit fast schwarzer Flügelscheide. Ihr macht euch also auf, die Lüfte zu erreichen...
Ich wechselte meinen Standort auf die gegenüberliegende Flussseite und knüpfte eine 18er Tungsten Pheasant Tail an. Der Schlupf begann immer heftiger zu werden. Alex, der einige Meter flussauf einen Pool befischte, drillte schon die erste Traunforelle.
Mir gelang es trotz der erschwerten Bedingungen eine Forelle zu spotten und begann diese vorsichtig anzufischen. Meine Mühen wurden gekonnt ignoriert. Ich präsentierte erneut, leider einen guten Meter zu weit rechts von dem gespotteten Fisch, entschied mich aber die Drift auszufischen.
Als ich mit noch etwas müden Augen den Weg des kleinen Bissanzeigers flussab verfolgte und dieser für den Bruchteil einer Sekunde kurz in der Strömung stehen blieb, reagierte ich sofort mit einem Anhieb. Die Rute neigte sich und ein furioser Drill begann. Nach mehreren heftigen Fluchten in die Gewässermitte konnte ich nach kurzer Zeit eine wunderschöne Bachforelle in meinem Kescher führen. Was für ein Start!
Noch während des Drills brach ein für die Voralpenregion bekannter Starkregen über uns herein. Alex, der in der einen Hand die Kamera und in der anderen Hand schützend seine Mütze über selbige hielt, vergaß in der Eile die Einstellungen zu prüfen. Daher leider die Unterbelichtung der Fotos. Aber besser ein Foto als kein Foto.
Die Traun wurde durch den Regen für die nächste Stunde nicht befischbar und so beschlossen wir eine Zwangspause zu machen und Schutz zu suchen.
Nach ca. einer halben Stunde begann das Wasser
wieder aufzuklaren und wir beschlossen an das Streckenende der Traun (Panzerfurt) zu fahren. Dort konnten wir vom Ufer aus einige schöne Fische spotten. Eine große Forelle pendelte im flachen Wasser von rechts nach links, um möglichst viele der driftenden Nymphen aufzuschnappen. Ich plazierte mich ein ganzes Stück unterhalb der Forelle im Wasser, Alex behielt sie vom Ufer aus im Blick.
Nachdem ich gefühlt meine gesamte Palette an Nymphen präsentiert hatte und der Fisch immer noch am fressen war, erinnerte ich mich an eine ähnliche Situation in Neuseeland. Die neuseeländische Bachforelle stieg während der gesamten Zeit, es waren zwei Tage, kein einziges mal. Dann präsentierte ich in meiner Verzweiflung einen kleinen Käfer und sie nahm ihn bei der erste Drift. Zwei Jahre später und zurück an der Traun, knotete ich eine Blue Dun an und fing den Fisch nach der dritten Drift. Der Take war, wie ihn jeder Fischer aus seinen Träumen kennt, beeindruckend. Das weit geöffnete Maul der Forelle tauchte aus dem Wasser auf und schloss sich mit einem beherzten Schmatzer wieder. Fish on!
In den Abendstunden entdeckten wir noch einige starke Fische in einer tiefen Rinne. Alex schaffte es einen der Fische auf eine Maikäferimitation zu fangen, verlor diesen aber leider wieder. Dann gelang es ihm aber doch eine schöne Regenbogenforelle auf eine tief geführte Nymphe zu fangen.
Zum Abschluss des Tages wollte ich noch ein paar Driften mit Feuersteins Spezialnymphe machen, die ich am Abend zuvor gebunden hatte. Nach ein paar Würfen, Alex betrachtete das ganze von der Brücke, sank mein Bissanzeiger ab. Ich schlug an, war mir aber sicher am Boden zu hängen und senkte die Rute.
Plötzlich hörte ich einen Ruf von Alex, verstand aber nicht genau, was er sagte. Intuitiv nahm ich wieder Kontakt zur Nymphe auf und spürte warum Alex rief. Die Helios verneigte sich und die Forelle schoss stromab. Die Bremse der RC3 L schrie und ich musste die Bremsleistung mit der Hand erhöhen. So gut es ging, versuchte ich dem Fisch, am aus großen Blöcken bestehenden Ufer zu Folgen. Mein Arm schmerzte nach wenigen Minuten und ich brauchte gar nicht daran zu denken die Oberhand in diesem Drill zu gewinnen. Die Bachforelle bewegte sich in der schnellen Strömung dermaßen geschickt flussauf und auch flussab, dass mir bald bewusst wurde, dass ich diesen Drill wohl nicht für mich entscheiden könne. Alex versuchte noch mit einem waghalsigen Manöver die Forelle vergebens aus der Strömung zu keschern und wurde dabei selber fast mitgerissen. Danke für deinen spektakulären Einsatz!
An diesem Abend kamen wohl mehrere ungünstige Faktoren zusammen. Einerseits die Rolle mit der zu geringen Bremskraft, das 16er Vorfach, die anstrengenden Tage zuvor und ein vom Drillen müder Arm. Es wäre sicherlich meine größte, in Europa gefangene, Bachforelle gewesen!
Aufgrund des schlechten Wetters beschränken sich die Bilder leider nur auf die gefangenen Fische. Wir hätten gerne mehr der schönen Landschaft und der abwechslungsreichen Traun festgehalten.
Wir kommen wieder, soviel ist sicher!
Im letzten Beitrag unserer Reise erwartet euch der kristallklare Förchensee, seid gespannt!
Alex & Max